speiseselbstversorgung
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+ | ====== Speiseselbstversorgung ====== | ||
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+ | Oberlandesgericht Hamm, 1 Vollz (Ws) 556/19 | ||
+ | **Datum**: 30.12.2019 | ||
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+ | **Gericht**: | ||
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+ | **Spruchkörper**: | ||
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+ | **Vorinstanz**: | ||
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+ | Landgericht Arnsberg, IV-2 StVK 519/18 | ||
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+ | **Tenor:** | ||
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+ | Auf die Rechtsbeschwerde des Betroffenen vom 08. Oktober 2019 gegen den Beschluss der Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg vom 05. September 2019 hat der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm am 30. Dezember 2019 durch | ||
+ | nach Anhörung des Ministeriums der Justiz Nordrhein-Westfalen sowie des Betroffenen einstimmig b e s c h l o s s e n: | ||
+ | Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen und der angefochtene Beschluss wird - mit Ausnahme der Festsetzung des Gegenstandswerts - aufgehoben. | ||
+ | Im Umfang der Aufhebung wird die die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung - auch über die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens - an die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg zurückverwiesen. | ||
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+ | //1// **Gründe: | ||
+ | //2// **I.** | ||
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+ | //3// | ||
+ | Der Betroffene, der muslimischen Glaubens ist, verbüßt derzeit eine Freiheitsstrafe in Höhe von zehn Jahren wegen versuchten Totschlags in der JVA Werl. Angesichts nach seinem Glauben einzuhaltender Speisegebote, | ||
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+ | //4// | ||
+ | Gegen diesen ihm am 23. September 2019 zugestellten Beschluss hat der Betroffene am 08. Oktober 2019 zu Protokoll der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Werl Rechtsbeschwerde eingelegt die Verletzung materiellen Rechts gerügt. Insbesondere hat er ausgeführt, | ||
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+ | //5// | ||
+ | Das Ministerium der Justiz Nordrhein-Westfalen hat unter dem 03. Dezember 2019 beantragt, die Rechtsbeschwerde mangels Vorliegens eines Zulassungsgrundes als unzulässig zu verwerfen. Dazu hat sich der Betroffene unter dem 20. Dezember 2019 privatschriftlich geäußert. | ||
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+ | //6// **II.** | ||
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+ | //7// | ||
+ | Die gemäß § 118 Strafvollzugsgesetz des Bundes (im Weiteren: StVollzG) form- und fristgerecht eingelegte und mit der Sachrüge begründete Rechtsbeschwerde war zuzulassen. | ||
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+ | //8// | ||
+ | Über die in § 116 StVollzG ausdrücklich geregelten Zulassungsgründe hinaus ist die Rechtsbeschwerde nach allgemeiner Auffassung und der ständigen Rechtsprechung des Senats auch dann zuzulassen, wenn die tatsächlichen Feststellungen oder rechtlichen Erwägungen der angefochtenen Entscheidung so unzureichend sind, dass das Rechtsbeschwerdegericht das Vorliegen der Voraussetzungen des § 116 Abs. 1 StVollzG bzw. nicht überprüfen kann, ob der angefochtene Beschluss auf einer Rechtsverletzung beruht (vgl. Senat, Beschlüsse vom 12. Januar 2017 zu III-1 Vollz(Ws) 527/16 m.w.N., vom 28. Oktober 2014 zu III-1 Vollz(Ws) 497/14, zitiert nach juris Rn. 4 und vom 27. September 2018 zu III-1 Vollz (Ws) 353/18 m.w.N.; vgl. auch Arloth in Arloth/ | ||
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+ | //9// | ||
+ | Um eine Überprüfung durch das Rechtsbeschwerdegericht zu ermöglichen, | ||
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+ | //10// | ||
+ | Diesen Anforderungen an die Sachverhaltsdarstellung genügt der angefochtene Beschluss - wie nachfolgend unter III. weiter ausgeführt wird - nicht. | ||
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+ | //11// **III**. | ||
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+ | //12// | ||
+ | Die Rechtsbeschwerde hat auch in der Sache vorläufig Erfolg und führt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses sowie zur Zurückverweisung an die Strafvollstreckungskammer (§ 119 Abs. 4 Satz 3 StVollzG). | ||
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+ | //13// **1.** | ||
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+ | //14// | ||
+ | Die Erwägung der Strafvollstreckungskammer, | ||
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+ | //15// | ||
+ | Die Formulierung des § 16 Abs. 1 S. 4 StVollzG NRW („Gefangenen ist zu ermöglichen, | ||
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+ | //16// **2.** | ||
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+ | //17// | ||
+ | Der für die Entscheidungen über Rechtsbeschwerden in Straf- und Maßregelvollzugssachen landesweit allein zuständige Senat hat sich bereits in einer Entscheidung im Hinblick auf § 17 Abs. 1 Satz 4 SVVollzG NRW ausführlich zu den Voraussetzungen eines Anspruchs auf die Möglichkeit zum Erwerb von islamischen Speiseangeboten entsprechenden Lebensmitteln im Rahmen des Vollzugs der Sicherungsverwahrung geäußert (vgl. Senat, Beschluss vom 21. Oktober 2019 zu III-1 Vollz(Ws) 500/19). § 17 Abs. 1 Satz 4 SVVollzG NRW bestimmt bezüglich der Verpflegung, | ||
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+ | //18// | ||
+ | „Schon nach dem Wortlaut des § 17 Abs. 1 S. 4 SVVollzG NRW und dem erklärten Willen des Gesetzgebers (vgl. LT-Drs. NRW 16/1435 S. 73) ist Sicherungsverwahrten von der Vollzugseinrichtung ohne jeglichen Ermessenspielraum insbesondere zu ermöglichen, | ||
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+ | //19// | ||
+ | Nach nahezu einhelliger Auffassung ist aus dieser oder annähernd wortgleichen Regelungen in anderweitigen Straf- und Maßregelvollzugsgesetzen wie etwa § 21 S. 3 StVollzG oder § 16 Abs. 1 S. 4 StVollzG NRW (vgl. zu einzelnen abweichenden landesgesetzlichen Regelungen Laubenthal in: Laubenthal/ | ||
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+ | //20// | ||
+ | Weiter hat der Senat in dieser Entscheidung ausgeführt, | ||
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+ | //21// | ||
+ | Wie sich aus der ausdrücklichen Bezugnahme auf den mit § 17 Abs. 1 Satz 4 SVVollzG NRW nahezu wortidentischen und für den Bereich des Strafvollzugs insoweit einschlägigen § 16 Abs. 1 Satz 4 StVollzG NRW ergibt, gelten diese Grundsätze auch für die Verpflegung der Gefangenen im Strafvollzug. Daraus folgt, dass Gefangenen im Strafvollzug, | ||
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+ | //22// | ||
+ | Allerdings bieten die grundsätzlich für den Senat allein maßgeblichen Gründe des angefochtenen Beschlusses keine tragfähige Grundlage, ob die Ablehnung des Antrags des Betroffenen auf Selbstverpflegung vorliegend auf einer Rechtsverletzung beruht. Denn soweit diesen eine Auflistung der im Rahmen der Anstaltsverpflegung dem Betroffenen gereichten („Moha“-)Kost zu entnehmen ist, handelt es sich um Vorbringen des Antragsgegners, | ||
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+ | //23// **IV.** | ||
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+ | //24// | ||
+ | Da die Strafvollstreckungskammer in dem aufgezeigten Umfang keine konkreten Feststellungen getroffen hat, war dem Senat eine hinreichende Überprüfung der Ablehnung des Antrags des Betroffenen, | ||
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+ | Quelle: https:// |